Köln: 20.–23.05.2025 #interzum

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Klimaschonender Innenausbau: Die Bauwende beginnt beim Material

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Unsere Häuser und Wohnungen sind komplexe Gebilde aus vielen Materialien. Diese Baustoffe werden mehr und mehr zur knappen Ressource. Für einen Wandel der Bau- und Wohnkultur sind daher Alternativen gefragt. Doch wie lässt sich in absehbarer Zeit eine nachhaltige Bauwende umsetzen, die langfristig zu umweltverträglichen Gebäuden führt? Natürliche oder neu entwickelte Materialien für die Architektur und den Innenausbau können maßgeblich dazu beitragen, dass dieser Wandel gelingt.

Der neue Masterplan „Wolfsburg Connect“ von Henning Larsen Architects für Volkswagen soll Maßstäbe für einen nachhaltigen Urbanismus setzen. (Quelle: Henning Larsen Architects)

Steigender Bedarf am umweltschonenden Bauen

Dass die Zeit für eine Bauwende drängt, zeigt ein Blick auf das von den Vereinten Nationen prognostizierte Bevölkerungswachstum: Bis zum Jahr 2050 werden demnach 9,7 Milliarden Menschen auf der Erde leben. Der damit einhergehende Bedarf an zusätzlichem Wohnraum wird eine steigende Nachfrage nach umweltschonenden Baumethoden zur Folge haben. Denn das Potenzial für den Klimaschutz im Bausektor ist groß. So macht dieser Bereich heute rund 40 Prozent der globalen CO2-Emissionen aus.

Um ressourcen- und klimaschonendes Bauen zu unterstützen, werden heute vermehrt gesetzliche Förderprogramme aufgelegt. In Deutschland startet etwa das Bundesbauministerium im März 2023 das Programm „Klimafreundlicher Neubau“. Für die Förderung müssen sich Gebäude unter anderem durch geringe Treibhausgas-Emissionen und eine hohe Energieeffizienz auszeichnen.

Nachhaltiges Bauen in der Praxis

Nicht nur die Politik, sondern auch immer mehr Bauherren wünschen sich Gebäude mit einem minimalen Kohlenstoff-Fußabdruck, die deutlich weniger zur Belastung der Umwelt beitragen. Das bedeutet unter anderem, einen stärkeren Fokus auf die Auswahl der eingesetzten Baustoffe zu legen. Sanierungen und notwendige Neubauten mit klimapositiven Materialien zu realisieren, gehört für die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) zu den zentralen Zielen zukünftiger Bautätigkeit.

Was das für die Praxis bedeutet, lässt sich schon heute an wegweisenden Konzepten von Architekten und Designer erkennen. Wie Bauen in Zukunft aussehen kann, zeigt unter anderem das dänische Büro Henning Larsen Architects in einer aktuellen Ausstellung in Berlin. Bis Ende März 2023 vermittelt die Schau „Changing Our Footprint“ Werkzeuge zur Berechnung der CO2-Emissionen von Baumaterialien und Informationen zur Entwicklung verschiedener biobasierter Werkstoffe wie Holz, Stroh oder kohlenstoffarmen Beton. Als „Vorreiter für einen nachhaltigen Urbanismus“ planen die Architekten gerade gemeinsam mit Volkswagen einen neuen, klimaschonenden Stadtteil für Wolfsburg.

HPP-The Cradle

In Düsseldorf realisieren HPP Architekten für die INTERBODEN Gruppe das Bürogebäude THE CRADLE in Holzhybrid-Bauweise als zirkuläres Pilotprojekt. (Quelle: HPP Architekten)

Revival natürlicher Materialien

Auch andere aktuelle Projekte wie der Düsseldorfer Bürobau „The Cradle“ von HPP Architekten verstehen sich als Vorreiter eines umweltschonenden Bauens.

Die Idee hinter dem Holzhybridbau: das Gebäude als Materiallager zu betrachten, wobei die eingesetzten Baustoffe am Ende ihres Lebenszyklus wiederverwendet oder recycelt werden. Gerade den Einsatz von Holz sehen Experten hier als Alternative zu Stahl und Beton. Das natürliche Material wächst nach, bindet Kohlenstoff und kommt dem Wunsch nach gesunden Innenräumen entgegen. Alte Balken oder Platten lassen sich zum Beispiel als Schnittholz in den Produktkreislauf zurückführen.

Eine Alternative zu Massivholz im Innenausbau bieten moderne Holzwerkstoffe. Als Span- und Faserplatten können sie in Form und Größe maßgeschneidert geliefert und am Ende ihrer Nutzungsdauer recycelt werden. Für den Einsatz auf Dächern, Wänden, Böden und Decken bieten Hersteller heute umweltzertifizierte Holzwerkstoffe von hoher Funktionalität und technischer Leistungsfähigkeit.

decospan-Astrata

Die Serie Astrata von decospan ist eine Wandverkleidung aus recycelten Eichenbalken. (Quelle: Decospan)

Innovationen für die Bauwende

Spannend für den Bau nachhaltiger Architektur und Innenräume bleibt auch die Entwicklung bei der Herstellung von Stahl. Neue Verfahren sollen hier die Grundlagen für eine nahezu CO2-freie Stahlproduktion schaffen. Strom aus erneuerbaren Quellen wird dafür in der Produktion von Wasserstoff mittels Elektrolyse eingesetzt. Ein solcher „grüner“ Wasserstoff könnte langfristig die Kohle ersetzen, die bislang bei im Hochofen verwendet wird.

Weitere Innovationen sind im Bereich von Oberflächenmaterialien zu erwarten. Aktuelle Beispiele sind Platten für Innenräume aus wiederverwendeten Textilien oder aus Holzwolle. Auch Beschichtungen und Oberflächenschutz für Fassaden und Wände werden heute auf Basis nachwachsender und biologisch abbaubarer Rohstoffe angeboten. Im Bereich der intelligenten Oberflächen sorgt innovatives Absorbermaterial für eine längere Lebensdauer von neuen Solarkollektoren für den umweltbewussten Gebäudebetrieb. Die Bandbreite an neuen nachhaltigen Materialien für die Architektur und den Innenausbau nimmt damit ebenso zu wie die Konzepte für „grüne“ Gebäude. Schritt für Schritt kommen wir damit einer nachhaltigen Bauwende näher.

Welche Innovationen heute bei nachhaltigen Materialien entwickelt werden, zeigt die kommende interzum. Vom 9. bis zum 12. Mai 2023 präsentiert die internationale Leitmesse unter anderem neue Materialien und Fertigteile für den Innenausbau. Einen Überblick über die ausstellenden Unternehmen finden Sie hier , eine Suche nach Produktgruppen ist hier möglich .